„Die Stillung des Seesturms“
Themenansprache von Pastoralreferentin Ursula Thiele
zum Kirchenfenster von Hubert Spierling

Einleitung

Es ist die Sonne, die ein Fenster zum Leuchten bringt, aber ich möchte Ihnen heute helfen, ein eindrucksvolles Fenster des Krefelder Glasmalers Hubert Spierling, das ein wenig in einer Ecke verborgen liegt, als kostbaren Schatz zu entdecken.

Es handelt sich um das Fenster „Die Stillung des Seesturms“ von 1982. Es ist ein Rundbogenfenster von 5,30 m Höhe und 2,50 m Breite. Sie finden es hier in St. Dionysius über dem rechten Seitenportal im nördlichen Querschiff (St. Dionysius ist nach Westen orientiert gebaut!). Wie die anderen Fenster der sonnenarmen Nordseite der Kirche enthält es viel kühles Blau-Grau. Es ist das mittlere Fenster von dreien zum Thema Kirche: Die Arche Noachs. Die Stillung des Seesturms. Der wunderbare Fischfang.

Der Künstler hat sich der Herausforderung gestellt, sich auf einen biblischen Text einzulassen und ihn in Farben und Formen umzusetzen und zu akzentuieren. Ich möchte mich als Theologin auf eine innere Begegnung mit dieser künstlerischen Realisierung einlassen. Ich möchte mir Zeit nehmen für eine behutsam-aufmerksame Annäherung und Einfühlung in den geistlichen Gehalt der sichtbaren Gestalt dieses Fensters. Dabei möchte ich zugleich tiefer zu mir selbst und meinen eigenen inneren Bildern kommen, mich auf Formen und Farben des Glasbildes einlassen, innerlich in Bewegung geraten.

Ich möchte Sie mitnehmen auf meinen Weg nach innen mit diesem Fenster, das mich besonders berührt hat, und Sie damit anregen zu eigenem Erkunden, bei dem Sie spüren: es lohnt sich, auch ein einzelnes der 16 Fenster von Hubert Spierling hier in dieser Kirche intensiv zu meditieren und dabei Ihre eigenen Erfahrungen zu machen.

Ein erster Blick auf das Glasfenster
zeigt mir, dass es sich nicht um eine simple Illustration des biblischen Textes, die Abbildung einer äußeren Wirklichkeit handelt. Das Glasbild will vielmehr in die Tiefe führen.

Innerhalb einer weißen Umrandung erkenne ich wie in den übrigen Fenstern eine Art Rahmen aus ineinander übergehenden Farbtönen von dunklem Grün über Graublau zu dunklem Blaugrün. Vom Thema des Seesturms her paßt dieser Rahmen zu den Wellen, die unter grauen Sturmwolken in das Boot schlagen und die Jünger bedrohlich einkreisen. Die Fenster rechts und links zeigen das Doppelgesicht des Wassers. Links sucht der Mensch Noach in der Arche Schutz vor der herabströmenden zerstörerischen Kraft des Wassers, die im Frieden überwunden wird. Rechts erleben die Jünger nach Erfolglosigkeit den Reichtum an Leben im Wasser. Das transparente Blau des Himmels fehlt hier. In ihrer tiefenpsychologischen Farbenlehre (S. 11) schreibt Ingrid Riedel, Blau sei als Farbe der Meerestiefe auch Farbe für das Unbewußte, für die Tiefe der eigenen Seele. „Blau kann sich schließlich zum Ausdruck der Angst vor dem Ertrinken im Abgrund steigern, zur „peur bleu“, wie die Franzosen die metaphysische „blaue Angst“ nennen.“ (S. 59) Für Kandinsky ist Blau Vertiefungsfarbe. Sie führt zum eigenen Zentrum, zur Ruhe im Übersinnlichen (Riedel, S.53). Die Farbskala des gesamten Fensters reicht von Blaugrün bis Gelb. Dazu kommen Schwarz, Weiß und Grau. Dies mit wechselnden Nuancen je nach Tageslichtverhältnissen.

Das Boot selbst ist nur durch eine Art Dreieck unten im Bild angedeutet. Die Szene wirkt flächig, ohne Raumillusion durch Perspektive oder Modellierung durch Schatten. Die Gestaltung ist mehr grafisch, wobei manchmal aus der Entfernung kaum zwischen Bleiruten und Schwarzlotzeichnung zu unterscheiden ist. Die Mittelzone des Fensters hat so etwas von der Leichtigkeit eines Schleiers.

Entlang einer unsichtbaren Mittelachse (von einer kleinen grauen Tropfenform oben im blau-grünen Rahmen bis zu ebensolchen Tropfen unten am Boot) sehe ich rechts in der mittleren Zone mit vielen Grau-Schattierungen die Jünger nur als Umrißzeichnung von Köpfen mit wenigen Andeutungen von Gesichtern. Zarte Linien wirken unruhig und oft abgebrochen. Alles erscheint aufgewühlt. Das Boot mit seinen Insassen ragt sehr schlank nach oben. Am Ende sammelt sich der Blick aber links unten in der Gestalt Jesu mit einer leuchtend gelben Gloriole als Lichtscheibe.

In den beiden Hälften des Bootes entdecke ich eine Art Auseinander-Setzung zwischen Angst auf der einen Seite und Glauben als Vertrauen auf der anderen Seite. Nach dem Evangelium ist es Abend, und die Jünger sind unterwegs an ein Ufer, an dem sie mit der Besessenheit von dunklen Mächten konfrontiert werden. Auch der Weg in die Tiefe des eigenen Innern mit seinen sowohl schöpferischen als auch bedrohlichen Anteilen kann Angst auslösen.

Gehen wir nun tiefer in der Glasbild hinein.
Die Jünger im Boot
In der rechten Bildhälfte sehe ich die Jünger wie eine Menschentraube ängstlich aneinandergedrängt, zunächst als graue Masse wie vielleicht auch Menschen bei einem Gang durch die Innenstadt. Erst später entdecke ich Unterschiede.

Die beherrschende Farbe in ihren Gesichtern und in ihrem Umfeld ist Grau. Es ruft in mir Assoziationen wach wie Nebel, bedrohliche Sturmwolken, Verlust der Orientierung, diffuse Ängste bis hin zu Panikattacken, Trauer, Depression. Als Positives fällt mir aber auch Demut ein: der mittelalterliche Mystiker Johannes Tauler lädt dazu ein, „gelassen“ zu Grunde zu gehen, damit Gott in mir aufleuchten kann.

Das dunkle Grau zur Linken, aufgetürmt in vielen Schichten, durchzogen von unruhigen Linien, erinnert mich an die vielen Ängste auch unserer Zeit: Angst durch innere Kämpfe, durch Zerbrechen von Beziehungen, Zerfall von Familien, Tod des Ehepartners, durch Verlust der Heimat, durch Klimawandel, durch Wertewandel, Angst um Arbeitsplätze, vor der Schulden­falle, um die Entwicklung im Gesundheitswesen, um die Entwicklung der Renten, vor Krebs, vor Terror und Krieg, aber auch innerhalb der Kirche vor Glaubensschwund, dem Umbruch der Strukturen, dem Mangel an Personal und Finanzen. Da kann man schon fahl werden im Gesicht wie die Jünger. Die nur sehr sparsam mit Schwarzlot angedeuteten Gesichter blicken orientierungslos in verschiedene Richtungen. Von Jesus in der linken Bootshälfte sind sie durch Mangel an Glauben, wie es im Evangelium heißt, getrennt.

Wenn ich vom Evangelium her eine Zwölfzahl erwarte, kann ich in der rechten oberen Hälfte des Bootes neun Jünger erahnen. In etwas Abstand von diesen erkenne ich links unten noch zwei weitere hellere Gesichter. Eines blickt zu Jesus, eines zu mir/uns hin. Ich kann sie verstehen als eine Frage an meine eigene Einstellung: „Ich wende mich Jesus zu – und du?“

Den zwölften Jünger finde ich in unmittelbarer Berührung mit dem gelben Nimbus, dem „Heili­genschein“ Jesu, aber mit grauem Gesicht und abgewandter Blickrichtung. Er erscheint wie ein Bindeglied zwischen den Jüngern und Jesus. Vielleicht ist es der Jünger, der Jesus „geweckt“ hat. Zugleich ist er für mich eine Art „Schatten-Bruder“ Jesu. „Wo Licht ist, ist auch Schatten“ sagen wir. In der Übersetzung von Fridolin Stier tadelt Jesus die Jünger: „wie feig ihr seid!“ Aber er selbst wird in Gethsemani Todesangst erleiden. Die Schatten-Gestalt erinnert mich an Verse, die ich mit 15 Jahren schrieb: „Augen, über deren Glanz ein Schatten liegt, / ein Schatten auf der Suche nach dem Licht,/ das zu ihm gehört.“ Da wird meine Sehnsucht nach dem Licht berührt. Der Glaube, nach dem Jesus fragt, bedeutet, sich in Gott festzumachen. Mein Blick weitet sich aus der Enge der Angst in ehrfürchtigem Erstaunen zur Gestalt Jesu hin.

Jesus
Es ist nicht der Jesus, der mitten im Sturm schläft. Es ist auch nicht ein Jesus, der mit gebieterischer Stimme spricht, in der Kunst oft mit ausgestrecktem Arm dargestellt. Es ist der, der aufstand, wie es im Evangelium heißt. Die Stille ist in ihm selbst und stellt unsere/meine Angst in Frage! Die vertikale Aufrichtung und die Frontalität sowie die Größe der Gestalt, welche die Jünger überragt, drücken Würde und Halt aus. Aber sein Platz ist unten, wie auch auf dem gegenüber liegenden Abendmahlsfenster.

Jesus steht auf der linken Seite des Bootes. Für mich ist damit weniger eine äußere Handlung als der Anfang einer inneren Erfahrung dargestellt: „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des Tages.“ Das Licht, das Jesus von innen ausstrahlt, umgibt sein Gesicht fast kreisrund in leuchtendem Sonnengelb .Es umkreist links die Mittellinie des Fensters.

Jesu Gestalt ist überwiegend weiß. Darin kommen die Farben, die für Gefühle stehen, zur Ruhe. Stier übersetzt: „Es ward große Stille.“ Meine Angst kann sich legen. Mir fallen Psalmverse ein: „Muß ich wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir.“(Ps 23,4) „Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?“ (Ps 27,1) „Wenn ich mitten in der Angst wandle, so erhälst du mich am Leben.“(Ps 138,7) In den hellen runden Formen der Gestalt Jesu (ohne Gliedmaßen) gewinne ich Raum, finde zur Stille, kann aufatmen. Ich gewinne Abstand aus innerem Halt heraus. Einen ähnlichen Frei-Raum enthält das linke Fenster in der übergroßen Friedenstaube. „Der Vater im Himmel läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute“ (Mt 5,45)

Ich nehme jetzt in der Stille das Licht wahr, das Jesus von innen ausstrahlt, aus seiner Verbundenheit mit dem Vater im Himmel heraus. Gottes Lichtglanz leuchtet in ihm auf. Vor meinem inneren Auge wird das Gelb zum Gold. „Ich bin das Licht der Welt.“(Joh.8,12), sagt Jesus. Auch mitten in meinem angsterfüllten Inneren nehme ich jetzt ein spirituelles Licht wahr, wenn auch „in zerbrechlichem Gefäß“, wie Paulus sagt (Kor 4,6). Ich erinnere mich an die Worte Alfred Delps: „Laßt uns dem Leben trauen, weil Gott es mit uns lebt!“

Das Boot
Der Form nach einem Dreieck ähnlich nehme ich zuunterst das Boot wahr. Die Drei symbolisiert neue Einheit nach Zwiespalt. Das Boot hat Ecken und Kanten, durchzogen von unruhig zuckenden Linien der Bleiruten und Schwarzlotzeichnung. Das Boot bietet etwas Halt in der Bedrohung wie auch im Sintflut-Fenster links die große Arche. Strukturen in der Kirche und in der Persönlichkeit geben bei aller Begrenztheit Halt wie hier die Planken inmitten von weißem Gischtwasser.

Auf der Suche nach der richtigen Bezeichnung für die Farbe des Bootes stieß ich auf den Farbstern in Johannes Ittens „Kunst der Farbe“ (S.67): Es handelt sich um das Gelb, das Jesus umstrahlt, aber hier mit Schwarz abgedunkelt ist. Dies deute ich für mich so: Gottes Licht leuchtet, wenn auch gebrochen, auch in seiner ängstlich-schwachen Kirche. Beim Blick zu den Nachbarfenstern entdecke ich diesen Farbton auch als einzige Farbe anstelle der Regenbogenfarben im Himmelsbogen über der Taube des Noach links. Hier symbolisiert sie Gottes unverbrüchliches Ja zur unvollkommenen Welt. Nun entdecke ich die Farbe auch als Rahmenfarbe sozusagen „im Rücken“ der sündigen „Menschenfischer“ des rechten Fensters. Das macht mir Mut.

Durch-Blick
„Worte mit Durch-Blick“ heißt unsere Reihe. Das Evangelium spricht vom anderen oder „jenseitigem“ (Zürcher Bibel) Ufer, zu dem die Fahrt des Bootes geht. War mein Blick auf das Licht zuerst von Angst verdunkelt, so bin ich schon weiter gekommen. Ich habe dem Anblick der Angst in mir selbst und in der Kirche standgehalten. Ich bin im Weiß der Gestalt Jesu zur Ruhe gekommen. Ich habe die sonnenhafte Ausstrahlung wahrgenommen, die sein Gesicht umgibt: Jesu Licht mitten unter uns, mitten in mir.

Ich habe jetzt Abstand gewonnen und sehe im Rückblick das Weiß der Umrandung im Fenster, in dem das Erleben der Angst aufgehoben ist. Eine Art „Vorhang aus Glas“ (Thissen, S.7), milchig trübe, opal-weiß, manchmal grau schimmernd, undurchsichtig, aber lichtdurchlässig umgibt die Szene der Seenot. Zarte Linien der Bleiruten (im Kontrast zu der starren gröberen Eisenarmierung zur Befestigung des Fensters) verbreiten Ruhe. Ich öffne mich zu einem tieferen Vertrauen: das größere Licht Gottes scheint durch die Kirche, durch mich hindurch, auch in Zeiten der Angst. Das Licht kann wahrgenommen werden, wenn auch gedämpft. Ich bin / wir sind mit Angst und Vertrauen aufgehoben im größeren Licht.

Ausklang
Ich lade Sie ein zu einem stillen Verweilen vor diesem Fenster mitten in der Krefelder City. Die Hallenkirche St. Dionysius nimmt Sie auf wie ein lichtdurchflutetes Zelt. Wenn Ängste Sie von allen Seiten einkreisen oder sich gerade melden, wenn Sie hier einen „Moment der Ruhe“ suchen, finden Sie hier einen Frei-Raum zur Stille und Besinnung, zu Meditation und Gebet. Hier können Sie auch dunkle Seiten anschauen und vor Gott bringen. Hier können Sie Angst zulassen zu einem inneren Verwandlungsprozeß. Im Innehalten finden Sie vielleicht einen Weg zum Licht bzw. lassen sich vom Licht erreichen zu neuer Zuversicht, zum Glauben an Gottes liebendes Ja zu Ihnen, zu uns allen. In der Seesturm-Erzählung der Apostelgeschichte, von den Anfängen der Kirche, die wir als Lesung hörten, ißt Paulus mitten in Seenot nach einem Dankgebet elementares natürliches Brot. Da er sowohl seine eigene Zerbrechlichkeit erfahren hat (2 Kor 3,17; 4,6: kostbarer Schatz in irdenem Gefäß) als auch glaubt, dass nichts ihn von Gottes Liebe in Christus zu trennen vermag
(Röm 8,31f), kann er, obwohl er selbst Gefangener ist, seine Zuversicht weitergeben.

Auf der gegenüberliegenden Seite von unserem Fenster sehen wir das Abendmahlsfenster. Als Rahmenfarbe leuchtet uns warmes Rot der Liebe und Lebenshingabe entgegen. Jesus schenkt angesichts des eigenen drohenden Todes Geborgenheit am gemeinsamen Tisch in friedvoller Stille. Er befindet sich „am letzten Platz“ links unten, wohl gegenüber von Judas. Das Licht, das er ausstrahlt, verschenkt er im goldfarbenen Brot, das miteinander geteilt wird. Ehe Sie nach der Heiligen Messe vielleicht die Betrachtung der Glasfenster vertiefen, sind wir eingeladen, uns mitten in unseren Ängsten mit dem eucharistischen Brot aus Licht und Liebe beschenken zu lassen.

Anhang
Literaturangaben
 

  1. Hermann-Josef Cremer: Neue Kirchenfenster für die Dionysiuskirche. In: Dr. Adolf Düppengießer (Hg.), Katholisches Krefeld, Bd.2. Krefeld 1988. S. 235-246.
  2. Johannes Itten: Kunst der Farbe. Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur Kunst. Ravensburg 1961. Gekürzte Studienausgabe 1970.
  3. Günter Lange: Bilder zum Glauben. Christliche Kunst sehen und verstehen. München 2002.
  4. Ingrid Riedel: Farben. In Religion, Gesellschaft, Kunst und Psychotherapie. Stuttgart 1983.
  5. Werner Thissen: Einsichten in Unsichtbares. Die Fenster Georg Meistermanns im Dom zu Münster. 2. Auflage 1998.

Lesung:      Apostelgeschichte 27,14-15.18.-27.33-39

Der Gefangene Paulus wurde mit einem Schiff nach Rom gebracht. Wir hören Auszüge aus dem vorletzten Kapitel der Apostelgeschichte, die von Seesturm und Schiffbruch vor Malta erzählen. (U. Thiele)

14 Doch kurz darauf brach von der Insel her ein Orkan los, Eurakylon genannt. 15 Das Schiff wurde mitgerissen, und weil es nicht mehr gegen den Wind gedreht werden konnte, gaben wir auf und ließen uns treiben. (…)

18 Da wir vom Sturm hart bedrängt wurden, erleichterten sie am nächsten Tag das Schiff, 19 und am dritten Tag warfen sie eigenhändig die Schiffsausrüstung über Bord. 20 Mehrere Tage hindurch zeigten sich weder Sonne noch Sterne, und der heftige Sturm hielt an. Schließlich schwand uns alle Hoffnung auf Rettung.

21 Niemand wollte mehr essen; da trat Paulus in ihre Mitte und sagte: Männer, man hätte auf mich hören und von Kreta nicht abfahren sollen, dann wären uns dieses Unglück und der Schaden erspart geblieben. 22 Doch jetzt ermahne ich euch: Verliert nicht den Mut! Niemand von euch wird sein Leben verlieren, nur das Schiff wird untergehen. 23 Denn in dieser Nacht ist ein Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, zu mir gekommen 24 und hat gesagt: Fürchte dich nicht, Paulus! Du musst vor den Kaiser treten. Und Gott hat dir alle geschenkt, die mit dir fahren. 25 Habt also Mut, Männer! Denn ich vertraue auf Gott, dass es so kommen wird, wie mir gesagt worden ist. 26 Wir müssen allerdings an einer Insel stranden.

27 Als wir schon die vierzehnte Nacht auf der Adria trieben, merkten die Matrosen um Mitternacht, dass sich ihnen Land näherte. (…)

33 Bis in die Morgendämmerung hinein ermunterte Paulus alle, etwas zu essen, und sagte: Heute ist schon der vierzehnte Tag, dass ihr ausharrt, ohne auch nur die geringste Nahrung zu euch zu nehmen. 34 Deshalb rate ich euch: Esst etwas; das ist gut für eure Rettung. Denn keinem von euch wird auch nur ein Haar von seinem Kopf verloren gehen.

35 Nach diesen Worten nahm er Brot, dankte Gott vor den Augen aller, brach es und begann zu essen. 36 Da fassten alle Mut und aßen ebenfalls. 37 Wir waren im ganzen zweihundertsechsundsiebzig Menschen an Bord. 38 Nachdem sie sich satt gegessen hatten, warfen sie das Getreide ins Meer, um das Schiff zu erleichtern.

39 Als es nun Tag wurde, entdeckten die Matrosen eine Bucht mit flachem Strand; auf ihn wollten sie, wenn möglich, das Schiff auflaufen lassen; das Land selbst war ihnen unbekannt.

Evangelium: Markus 4,35-41

35 Am Abend dieses Tages sagte Jesus zu seinen Jüngern: Wir wollen ans andere Ufer hinüberfahren. 36 Sie schickten die Leute fort und fuhren mit ihm in dem Boot, in dem er saß, weg; einige andere Boote begleiteten ihn. 37 Plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm, und die Wellen schlugen in das Boot, sodass es sich mit Wasser zu füllen begann. 38 Er aber lag hinten im Boot auf einem Kissen und schlief. Sie weckten ihn und riefen: Meister, kümmert es dich nicht, dass wir zugrunde gehen? 39 Da stand er auf, drohte dem Wind und sagte zu dem See: Schweig, sei still! Und der Wind legte sich und es trat völlige Stille ein. 40 Er sagte zu ihnen: Warum habt ihr solche Angst? Habt ihr noch keinen Glauben? 41 Da ergriff sie große Furcht und sie sagten zueinander: Was ist das für ein Mensch, dass ihm sogar der Wind und der See gehorchen?

Vorgetragen im Gottesdienst am 03.08.2003.